Südafrika/ Tag 10 (Mi.) - 31.8.2016
Was für ein Tag! Unglaubliche und
unangekündigte Temperaturschwankungen haben uns heute gebeutelt. Aber der Reihe
nach.
Wir sind wie immer sehr früh
aufgestanden und haben bereits kurz nach 7 gefrühstückt. Danach verließen wir
Tsitsikamma Village Richtung Plettenberg Bay. Wir fuhren bei strahlendem
Sonnenschein die N2 entlang, bewunderten wieder die Wälder und Schluchten und
die in Wolken eingepackten Berge und Täler. Nach einigen Kilometern folgten wir
einem Tipp unseres Reiseführers und verließen die Schnellstraße Richtung Meer.
Die Pass- Straße nach Nature´s Valley Village, einer Feriensiedlung in dem sich
an den Tistsikamma anschließenden Naturpark, bot wieder neue Naturschönheiten
und endete an einer Flussmündung in den Indischen Ozean. Man, war das
beeindruckend!
Außer uns war nur ein Angler an dem wunderschönen
naturbelassenen Strand unterwegs, ein paar Schüler standen am Waldrand und
bekamen Naturkunde Unterricht, die Sonne schien- einfach großartig!
Bevor ich es wieder vergesse: An dem
einsamen Strand im Natur's Valley, fiel mir, wie so oft schon an landschaftlich
schönen Orten, eine Bank auf. Hier widmen die Menschen ihren Toten besonders
schöne Bänke und befestigen dann an diesen ein Schild mit dem Namen, Geburts-
und Sterbetag des Toten und ein paar freundlichen Worten. Finde ich eine gute
Idee!
Nach einem Spaziergang am Strand
hielten wir auf dem Rückweg bei einem Farmshop. Das war so gegen halb 10 und
die Sonne war schon extrem heiß. Immerhin hatten unsre Wetter-Apps 33 Grad
angekündigt.
Die Farm Shops bieten frische
Nahrungsmittel zum Kauf an und bewirtschaften zusätzlich oftmals ein
Restaurant. Wir haben uns Kaffee und frischen Karottenkuchen bestellt, die
Rinderherden, Kälbchen, Hühner, Ziegen und Katzen im Blick.
Trotzdem erreichten wir bereits gegen
10 Uhr unsere nächste Unterkunft: das Bosavern Guesthouse. Schon die Anfahrt
zum schneeweißem 4-Sterne Guesthouse (kleine Anmerkung: Es ist 17 Jahre alt und
war das erste kommerzielle Guesthouse in Plettenberg) ist eine Pracht.
Inmitten
vieler Villen auf einem Berg und sehr gut ausgeschildert, betritt man lebendige
und wohnbare Architektur. Der Empfang der Hausherrin, Veronica, die Vorstellung
des Personals, der Eindruck der Halle mit Kamin und sensationellem Ausblick auf
Plettenberg Bay -Dank einer riesigen Panoramafront- ist eine Offenbarung mit
dem Ankomm/Wohlfühl/Reflex. Man möchte sich schnellstens die Badehosen
anziehen, in den Pool springen und auf der Panoramaterrasse liegen.
Da wir fast die einzigen Gäste waren,
durften wir uns ein Zimmer aussuchen und entschieden uns für das mit Blick auf
die Pool-Terrasse! Nach der Begehung der Zimmer brachte uns die Hausdame frisch
zubereiteten Kaffee. Unser Zimmer ist sehr hell und geschmackvoll eingerichtet,
eine frische Blume stand auf dem Schreibtisch, das Bad ist sehr modern, mit
Wanne und Dusche eingerichtet, Kerzen stehen bereit. Einfach toll.
Alle Zimmer haben Dank
Panorama-Schiebetür direkten Zugang zum Garten, Pool und Terrasse. Es stehen
Liegen und Stühle vor dem Zimmer, Kissen, Decken und Bademäntel lagen bereit.
Dann machten wir uns auf den Weg in den
kleinen Ort. Die Sonne schien immer noch, durch die Nähe zum Meer war es aber
etwas frischer und so hatten wir vorsorglich unsere Daunen-Westen eingepackt.
Da wir trotz Stadtplanes nicht genau wussten, wo es lang ging, fragten wir eine
junge Schwarze nach dem Weg. Sie lief gleich mit uns mit, erzählte, dass sie aus
Malawi stamme, hier als Reinigungskraft arbeite, Kinder und Mann habe und darum
in Südafrika bliebe.
Gegen 12 liefen JC und ich durch die
sonnige City von Plett.
Dort gibt es eine Hauptstraße mit afrikanischem Markt,
wo JC sich zur Erinnerung ein Armband kaufte; ein Shopping Center, welches wir
bei dem schönen Wetter nicht besuchen wollten; einigen kleinen Geschäften (ich
kaufte mir zur Erinnerung ein Halstuch-zum Glück!) und Restaurants. In einem
Juice Shop, also Saftladen, erstanden wir einen Smoothi mit Ananas, Apfel,
Minze und Ingwer. Schmeckte sogar. Gleich nebenan gab es einen Laden für
Veganer. („Bis zu diesem Laden fand ich die Südafrikaner so schön normal!“,
meinte JC.)
Wir liefen weiter Richtung Center Beach
und wollten gerade am Strand einen Kaffee trinken, als wir eine Gruppe Touris
in Schwimmwesten zu einem Whale-Watching-Boot gehen sahen. Da für den nächsten
Tag schlechtes Wetter angesagt war, fragte ich den Bootsführer, ob noch Platz
sei und wir durften mit. JC, der zu Seekrankheit neigt, machte sich in
Anbetracht des Wetters und der flachen See keine Sorgen. Bevor es losgehen
konnte wurde JC wegen seiner Größe und seines Gewichtes noch kurz missbraucht.
Er stellte sich auf die Kupplung des Hängers, auf dem das Boot stand, damit der
Traktor, der das Boot über den Strand ins Meer schieben sollte, daran befestigt
werden konnte. Dann bestieg auch JC – zu jedem Abenteuer bereit – das
Motorboot. Wir schipperten Richtung offenes Meer, vorbei an der westlich von
Plett liegenden Halbinsel, den Robberg, der über und über voll mit Robben ist.
Kaum hatten wir diesen umrundet, zog es
zu, das Wetter schlug um, es wurde kalt, die Wellen wurden immer höher, das
Wasser spritzte ins Boot.
Aber die Fahrt hatte gerade erst
begonnen und sollte am Ende fast 3 Stunden dauern!
Das Boot raste über die Wellen oder
hielt an und schaukelte dadurch noch mehr. Schnell waren wir ziemlich nass und
froren wie verrückt. Die Guides suchten Wale, weil die Tour ohne Wale 460 R.
mit Walen 700 R./ p.P. kosten sollte. Und wir trafen Wale. Die waren zwar wegen
der hohen Wellen und der grauen Wolkenschicht nicht so gut zu sehen, aber ihre
Rücken und die Wasserfontänen tauchten ab und zu dicht neben dem Boot auf.
Fotografieren war leider unmöglich. Wir mussten uns mit beiden Händen am Boot
festhalten, sonst wären wir umgefallen.
JC blieb die ganze Zeit sitzen und
starrte vor sich hin. Er war leichenblass unter seiner Bräune, ich durfte ihn
nicht ansprechen und er tat mir so leid. Er ist nur aus Liebe zu mir mit auf´s
Boot gekommen und musste nun so sehr leiden. Auf der Rückfahrt fuhr das Boot
nochmal ganz dicht am Robberg vorbei. Die Robben waren sogar mit einigen Metern
Abstand auf dem Boot zu riechen und sie stanken bestialisch, was JC dazu trieb,
eine Plastetüte aus seinem Rucksack zu kramen.(den er aber dann zum Glück nicht
brauchte)
Auch ein See-Elefant lag auf dem
Felsen, die Guides waren gleich ganz aufgeregt. Wir sahen ein riesengroßen,
leichenfarbenen Zeppelin zwischen den zappelnden schwarzen Robben regungslos
rumliegen und spekulierten, ob das Tier eventuell nur für die Touristen dort
hingelegt worden oder eine aufgeblasene Robbe war. Er rührte sich nicht, lag da
wie ein Berg.
Am Ende waren wir so erfroren, dass wir
uns nicht einmal an den zwei Delfinen, die um unser Boot schwammen, erfreuen
konnten.
Als wir endlich wieder festen Boden unter den Füßen hatten und JC nach
drei Stunden zum ersten Mal wieder lächeln konnte, tranken wir einen heißen Tee
im Strandrestaurant. JC bestellte Rum dazu, sehr zur Verwunderung der südafrikanischen
Kellner. Darum ließ JC einen von ihnen seinen Tee mit Zucker und Rum kosten und
erntete zustimmendes Nicken.
Mit dem Taxi fuhren wir zurück ins
Hotel. Dem Taxifahrer mussten wir den Weg weisen, dann verlangte er mehr, als
uns die Hotelchefin vorher gesagt hatte. Er ließ sich aber widerspruchslos
runter handeln.
Im Hotel hatte Veronica uns eine
Heizung ins Zimmer gestellt und wir nahmen ein heißes Bad.
Danach fuhren wir mit unserem Auto in
das von Veronica empfohlene, einzige südafrikanische Restaurant der Stadt.
Meist findet man hier Italiener, Asiaten und so, aber eben kaum
Landestypisches. Das ist ja in Deutschland ähnlich.
Das NGUNI liegt in einer
dunklen Seitengasse in der Stadtmitte. Hinter einer kleinen Gittertür stand
eine schwarze Frau, die wir erstmal vom Auto aus fragten, ob wir in Anbetracht
der drei schwarzen Gestalten auf dem gegenüber liegenden Parkplatz sicher
parken könnten. Sie sagte, dass die Jungs hier alles bewachten und zwar immer
und darum noch nie was passiert sei. Alles safe!
Das Restaurant war klein und sehr
geschmackvoll eingerichtet.
Es gab Brot aus dem Blumentopf, für Jörg Boboti,
für mich Lammkaroo und hinterher einen südafrikanischen Pudding, ich glaube
sowas Ähnliches wie Plumpudding. Alles sehr lecker, wir mal wieder total
begeistert.
Bis bald...
Tatjana
Übrigens, ich schreibe auch auf: https://www.facebook.com/rucksackfrei/
Tatjana
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