Südafrika/ Tag 8 (Mo.) - 29.8.2016
Gerhards Vogel war wieder da! Was für eine Freude bei allen
Beteiligten.
Nach dem Frühstück sind wir los, haben uns von Gerhard
verabschiedet und sind gleich noch in die Stadt gefahren, um Geld zu tauschen.
Auf der Straße vor der Knysna Mall wies uns ein Schwarzer in Warnweste in einen
Parkplatz ein. Das ist hier oft so. Man gibt dann 5 Rand dafür, dass auf das
Auto aufgepasst wird. Unser heutiger Parkwächter begrüßte uns mit einem
fröhlichen Guten Morgen, ohne, dass wir etwas gesagt hätten. Keine Ahnung,
woran er merkte, dass wir Deutsche sind. Er heißt Joseph, stammt aus Namibia, fährt einmal im
Monat nach Hause. Er war bestimmt schon 70. Sofort, als ich ausstieg umarmte er
mich fest zur Begrüßung und erzählte aus seinem Leben. Er sei Jazzsänger,
verkündete er stolz und sang uns gleich zwei Lieder vor. Ein total fröhlicher Typ!
Dann gingen wir zur Bank. Am Eingang wurden wir sofort von
einem bewaffneten Securiry- Mann in Empfang genommen und an den richtigen
Schalter geführt. Ein Schwarzer, der hinter uns in der Schlange stand, ließ
sich von uns eine Euro- Note zeigen und bestaunte sie. Die Schlange war zum
Glück kurz, wir waren schnell dran, aber dann begann eine lange Prozedur.
Zuerst wurden alle Personalien aufgenommen, der Reisepass wurde kopiert, wir
mussten mehrere Zettel unterschreiben, Fragen beantworten usw., dann erst
bekamen wir unser Geld. Bei unserer Rückkehr auf dem Parkplatz, drückte uns
Joseph wieder an seine Brust, wir gaben etwas mehr Tipp und fuhren gut gelaunt
nach Tsitsikamma.
Der Tsitsikamma Nationalpark ist der größte erhaltene Urwald
in Südafrika und schlängelt sich ca. 80 km an der Küste des Indischen Ozeans
entlang. Von der Straße aus konnten wir riesige Schluchten, dichte Wälder,
Berge und Flüsse sehen und natürlich auch wieder marodierende Pavian-Gangs, die
von LKW-FAHRERN durch lautes Hupen vertrieben werden.
Wir erreichten gegen 11 Uhr Storm-Revier, einen kleinen Ort
mit einem Hotel, ein paar B&B´s und Restaurants, direkt am Rand des
Nationalparks gelegen.
Unser Hotel heißt Tsitsikamma Village. Wenn man, wie wir,
bis jetzt durch die freundliche Aufnahme und den herzlichen Service der
Guesthouses entlang der Gardenroute verwöhnt worden war, empfand man dieses
Hotel als vermeidbares Kontrastprogramm. Man empfing uns unfreundlich, fast
ignorant und informierte uns, dass die Zimmer erst ab 14 Uhr zur Verfügung
stehen.
Nun ja, kein Problem, nur etwas verwunderlich, da das Hotel
nicht Eindruck erweckte, gerade ausgelastet zu sein und uns dies hier in
Südafrika noch nie passiert war. Egal, wir begaben uns auf eine Zipping-Tour,
bei der man an Stahlseilen schwebt.
In unserem Fall zippten wir über den im
Osten des Parks gelegenen schwarzen Fluss, zwischen Felsen, über Bäume und
Wasserfälle. Wir sind an den Stahlseilen
immer von einem Ufer zum anderen geschwebt und hatten wirklich großen
Spaß dabei.
Zwischendurch mussten wir auf einen Berg steigen, um wieder runter
rutschen zu können, was in Anbetracht von ca. 30 Grad und strahlendem
Sonnenschein ziemlich anstrengend war.
Der schwarze Fluss ist so schwarz, weil in ihm irgendwelche
ausgeschwemmten Pflanzenstoffe sind. Angeblich ist sein Wasser deshalb sehr
gesund. Wir haben es nicht probiert, weil es so aussah, wie das Wasser im voll
geregneten Aschenbecher.
Mit uns war ein Teil einer 8-köpfigen Familie aus Saudi
Arabien unterwegs. (3 Töchter, ein Sohn,
ein Enkel und eine Enkelin sowie Mutter und Vater) Alle Frauen mit Burka und
Kopftuch, die Mutter voll verschleiert. (Übrigens können sie ihr Gesicht zum Essen durch das
Öffnen einer Klappe vor dem Gesicht freilegen, wie ich beim Abendessen in
unserem Botlierscop Game Ressort aus Neugier beobachtet habe)
Jedenfalls war es lustig mit ihnen unterwegs zu sein, nicht
nur, weil so eine Burka mit dem angelegten Geschirr und ein Kopftuch mit Helm
lustig aussehen, sondern weil sie Spaß hatten, juchzten, lachten usw. Die Guides
sagten uns, dass immer mehr Menschen aus Saudi Arabien nach Südafrika kommen,
das scheint sich dort gerade rum zu sprechen. Diese Familie hatte einen eigenen
Fahrer, fuhr in einem Bus mit Anhänger für das Gepäck, alle, auch die kleinen
Kinder hatten ein iPhone, teilweise golden, na, ihr wisst schon: denen geht's
gut.
Danach begaben wir uns auf einen Spaziergang zum Big Tree,
einem unendlich großen Baum mitten im Urwald. Der Urwald, sehr dicht mit seinen
vielen bemoosten und verfallenden Riesenstämmen, ist unglaublich beeindruckend.
Der Weg führte zum Glück über Holzstege, denn die ersten
Schlangen könnten wegen der Wärme, die an diesem Tag herrschte, eventuell
wieder wach werden. Im Winter schlafen die Schlangen, aber im Sommer soll es
extrem viele Puffottern geben, deren Biss ohne Gegengift nach 10 Minuten
tödlich ist.
Apropos freilebende Tiere: Gestern im Monkeypark erzählte
uns Ricardo, unser Guide, dass Paviane nur vor Männern Angst hätten, nicht vor
Frauen, man laut sein müsse und einen Stock schwingen, um sie zu vertreiben.
Darum hatte JC auf dem Weg zum Big Tree einen Pavian-Abwehrstock gesucht,
gefunden und mitgenommen. Der lag dann für den Rest unserer Reise fast
ausschließlich im Kofferraum.
Nach der Rückkehr gegen 14:30 Uhr bekamen wir unser Zimmer,
d.h. wir wurden aus der Ferne auf unser, am Ende der Anlage liegendes Zimmer
hingewiesen und schleppten unser Gepäck, entgegen der Versprechung, dass bei
unserer Rückkehr alles auf dem Zimmer sein würde, selbst.
Die Anlage des Tsitsikamma Village war rein äußerlich sehr
schön mit ihren Häusern im Kolonialstiel rund um einen hübsch angelegten Platz
mit Rasen und Blumen, aber wir bekamen ein Zimmer dahinter, in der letzten Ecke
der Anlage. Schon der erste Eindruck vermieste uns die Laune. Schmuddelig und
ungepflegt von außen, was sich nach innen nicht verbesserte.
Das Zimmer hatte seine besten Zeiten schon hinter sich, war
spärlich eingerichtet, ohne Safe und ohne Heizdecke ausgestattet. Wir hatten
sofort keine gute Laune, schimpften mit uns, weil wir so verwöhnt seien und
fragten dann doch nach einer besseren Unterkunft. Nach einiger Mühe und
Telefonaten gelang dies auch für einen Aufschlag von 23 € pro Nacht erhielten
wir ein Zimmer am Hauptplatz der Anlage. Das Upgrade lohnte sich, das neue
Zimmer hatte alles, was wir im ersten vermisst hatten, auch eine hübsche
Terrasse mit Blick auf die Anlage. Die vielen Fliegen, die dort auf uns
warteten, störten uns schon gar nicht mehr. Wir haben sie- dank bereit
gestellter chemischer Keule- sofort eliminiert
und der Tag war gerettet.
Am Abend wollten wir eigentlich im Ort, in einem hübschen
50-er-Jahre-Restaurant, vollgestellt mit Devotionalien von Elvis und Marilyn
essen, aber es hatte zu, wie fast alle Restaurants hier im Storms Revier, denn
hier ist "low season".
Es lohnt sich im Winter wohl nicht, für die
wenigen Touristen zu öffnen. Wir fanden es trotzdem gut, ausgerechnet jetzt
hier zu sein, denn hier soll es in der Saison extrem voll sein, wogegen wir
fast einen Individualurlaub verlebten.
Wir landeten dann in einer schräg gegenüber von unserem
Hotel gelegenen Pizzeria, einer kleinen Holzhütte mit einem Tisch, einem großen
Pizzaofen, einem Weinregal und einem Bierkühlschrank. Auf einer Tafel standen
die Zutaten geschrieben, von denen man sich genau vier als Auflage für seine
Pizza aussuchen konnte. Eine kleine, schwarze Frau bereitete die Pizzas dann
zu, ein junger, weißer Mann namens Jason gab uns Getränke.
Da es kein Wein im
Glas gab, musste ich eine ganze Flasche kaufen. Den Rest konnten wir später mitnehmen.
Wir setzten uns draußen an einen wackeligen Holztisch. Daneben hatte Jason in
einem Korb Feuer gemacht. Er setzte sich dann auch gleich zu uns, genau wie
Apollo, ein obdachloser brauner Hund, der von der Pizzeriamutti mit Resten
gefüttert wird.
Jason, ein 24jähriger, weißer Südafrikaner aus Port
Elisabeth, der seine Mutter mit 9 Jahren verlor, dessen Bruder im vergangenen
Jahr verunglückte, berichtete, dass er sich mit seinen zwei weiteren
Geschwister und seinem Vater überworfen hätte und darum hierher gezogen sei ,
täglich zwölf Stunden und länger arbeiten müsse und noch nicht wisse, was er
verdienen wird. Er erzählte ununterbrochen und ungefragt. Die Hälfte war sicher
gesponnen, vieles haben wir nicht richtig verstanden, aber die Pizza war lecker
und wir hatten auch dank Jason einen sehr netten Abend.
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